Der Pokal hat seine eigenen Gesetze
Montag, 12. Mai 2025Das diesjährige Finale im Unterfränkischen Dähnepokal wurde zwischen Titelverteidiger J. Roth und F. Voellinger ausgetragen. Jakob spielt für die SpVgg Stetten, die mit hervorragender Nachwuchsarbeit glänzen. Florian spielt auf unterfränkischer Ebene die Turniere seit mehreren Jahren unter der Flagge des freundschaftlich verbundenen SK Mömbris (dem diesjährigen souveränen Meister der Unterfrankenliga aus dem beschaulichen Kahlgrund). Ansonsten ist er für die Schachfreunde Dettingen aktiv, die seit knapp 20 Jahren aus geopraphischen Gründen im Hessischen Schachverband unterwegs sind, jedoch weiterhin gute Verbindungen zu regionalen unterfränkischen Vereinen pflegen und die lokalen Turniere aufmerksam verfolgen. In Kindertagen spielte er sogar noch U12 auf Burg Rieneck. Bei der hervorragend organisierten UEM 2025 in Arnstein lieferte Jakob ein prima Ergebnis in der Meisterklasse 1 (Platz 3), Florian blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück. Dennoch bestand die Möglichkeit, mit einer letzten Partie der Geschichte eine neue Wendung zu geben. In einer Ballsportart, wo 22 Menschen einem Ball hinterherlaufen, sagt man, der Pokal habe seine eigenen Gesetze. Es geht um Außenseitersiege, Favoritensterben, Überraschungen…. einfach ein KO-System, wo Fehler sich schnell rächen und besondere Tage zu Legenden werden können. Mit Erwartungen sollte man vorsichtig sein.
„Druck ist ein Privileg. Man kommt im Leben nicht oft in angespannte Situationen. Wenn man in so einer Situation ist, dann hat man dafür gearbeitet, man hat sie verdient. Genieß es. Wieso spielen wir? Wieso tun wir, was wir tun, wenn wir nicht versuchen, Erfolg zu haben?“ – Glenn Anton „Doc“ Rivers (US-amerikanischer Basketballtrainer und ehemaliger Spieler)
Florians Weg ins Finale bei seiner bisher einzigen Dähnepokalteilnahme begann in einem der gefühlt höchsten Punkt Alzenaus, zwei Duelle wurden im 5. Stock des Cafes des Altersheims mit schönem Ausblick ausgekämpft. Jakob durfte als Titelverteidiger ein paar Runden später einsteigen, setzte sich also in weniger Runden, aber gegen entsprechend starke Gegner durch. Er hat Unterfranken bereits auf bayerischer Ebene vertreten. Nachdem in Arnstein noch von beiden zahlreich in freundschaftlicher Manier über das „Traumfinale“ gewitzelt wurde, kam es dann am Fristende zum Showdown. Jakob hatte Weiß und damit das Auswärtsspiel.
Zur Partie
Während der Partie drehte sich relativ viel um aktive Damen. Die meiste Zeit der Partie über 1hatte Weiß gedrückt und zwischenzeitlich einen Bauern geopfert. Nachdem beide Könige zwischendurch Zeitnot und Damenbesuch hatten, ergab sich nach 46. Dxe6 folgendes Bild;
Die beste Fortsetzung war …Sc2, es könnte folgen: 47. f4 Se1+ 48. Kg1 Sf3+ 49. Kf1 Sxd4 (und der „Oktupusspringer“ hält die schwarze Stellung mit seinen vielen Armen zusammen); 47. Dxf5+ nebst weiterer Schachgebote könnte alternativ natürlich auch gut gespielt werden, die Stellung bleibt für Weiß allerdings auch lästig.
Das gespielte 46. …a5 war hingegen ein Fehler nach dem Motto „Freibauern müssen laufen“. Nach 47. Dxf5+ Kg7 48. De5+ Kf7 49. Dc7+ Ke6 50. Dxa5 sackt Weiß den Freibauern ein und fesselt den Springer.
Einige Züge später gewährte Weiß dem „aktiven“ schwarzen König noch eine letzte Chance (nach fast 5 Stunden Spielzeit; letzter Zug war 53. Dxc6+):
53. … Ke7?? verliert nach wenigen Schachs den Springer, für Ausgleich war die Flucht nach vorne mit 53. Ke5 (=) angesagt.
Bei aller Euphorie geht in solchen Wettbewerben in der Erzählung oft unter, dass sich meist doch der Favorit durchsetzt und man nur an der Sensation schnuppert. So auch hier, nach knapp 5 Stunden konnte Jakob den Titel verteidigen (über die gesamte Spielzeit gesehen auch absolut verdient). Endstand: 1-0. Glückwunsch!
Um wieder zum Anfang zurückzukommen:
„Es gibt Zeiten, wo einem alles gelingt! Aber das braucht niemanden zu beunruhigen, sie gehen sehr schnell vorüber.“ – Peter Ustinov
Beide Finalisten sind automatisch als unterfränkische Vertreter für die Finalrunde beim bayerischen Dähnepokal qualifiziert, dies ist vielleicht auch eine Motivation für mögliche künftige Teilnehmer:Innen. Im Fall der Fälle rücken die Verlierer:Innen der Halbfinals nach. Dieses Jahr findet das besagte Turnier vom 26.-27.07.25 in Augsburg statt.
Wir wissen, der allseits geschätzte Schachfreund Klaus Link hätte diese Paarung mit einem Bericht gefeiert. Er war es auch, der Florian letztes Jahr überhaupt auf die Idee brachte, für diese Saison am Spielort Alzenau und damit auch den Folgeterminen an den Start zu gehen. Seine Schachberichte und die Gespräche mit ihm waren nicht nur für Jakob und Florian stets sehr inspirierend.
Ergebnisse aller Runden: https://chess-results.com/tnr1055942.aspx?lan=0&art=4
(F. Voellinger)
In memoriam Klaus Link (1966-2024)