Unterfränkischer Schachverband e.V.
Bezirksverband des Bayerischen Schachbundes im Deutschen Schachbund e.V.
und Bayerischen Landessportverband

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UEM Streiflichter (#5) – Anakondaschach

Die aktuelle New-In-Chess Ausgabe 2022#2 betitelt die Partie von Magnus Carlsen gegen Mamedyarov als „Absurdly well“. Dieser Ausdruck kam mir spontan beim Betrachten des Schauspiels aus Runde sechs in den Sinn, als ich sah, wie sägezahngleich IM Fabian Englert die Stellung seines bärenstarken Gegenübers Nicolas Heidel in minimal invasive rohe Brettscheibchen filetierte. Letzterer gab dem Schreiber draußen an der frischen Luft, noch unter dem erstickenden Eindruck des Spiels wieder, dass sich dies wie Anakondaschach angefühlt hat. Wohlgemerkt aus der Sichtweise der Beute.

Hochkonzentriert: IM Fabian Englert (Foto K. Link )

Ein Rekord für die Ewigkeit, so scheinen die 17,5 Punkte aus 18 in der Meisterklasse I, die Fabian nun auf sein Konto gespielt hat. Mit seinem dritten Titel nach 2015, 2019 und 2022 schickt er sich an, weitere Auszeichnungen in der Hall of Fame der Meister von Unterfranken hinzuzufügen, um auch dort Rekorde einzufahren.

In der erwähnten Sechstrundenpartie wich Nicolas mit Lxf3 anstelle des besseren Lxd3 vom Theoriepfad der Tugend ab, und überließ Fabian damit das gefährliche Läuferpaar.

Dass diese Partie noch viel mehr crazy-ness enthielt, sieht man entweder nur mit hellem Suchscheinwerfer, einer engine oder reichlich Schachfantasie. Denn im 19.Zug hätte das von Fabian in Betracht gezogene, aber verworfene, fantastische Läuferopfer überraschenderweise trotzdem funktioniert, weil es zwar nicht den König, aber weit vorausrechnend und mit überraschenden Opferwendungen die schwarze Dame auf c7 gekostet hätte:

{19. Lxh7+!! Kxh7 20. Sg5 Kg8 21. Dh5 Sg6 22. Dh7+! Kf8 23. Dxg6 fxg6 24. Se6++-]

Trotzdem schlängelte sich Fabian nunmehr unbeirrt sinuös-lateral an den schwarzen Monarchen mit eben diesem bösen weißfeldrigen Läufer heran und setzte den Umklammerungsgriff in Gang.

Dem Zeit- und permanenten Angriffsdruck geschuldet, passierte Schwarz ein letzter, entscheidender Fehler 28.-Sg6? (Kh8!), wonach die Schlange mit späterem 32.De3 d4 cxd4 ihren Würgegriff vollendete.

Post scriptum.

Es gibt nicht nur Schachwürgeschlangen, sondern auch wie aus dem Nichts zubeißende Mambas:

In Kuhn – Englert aus Runde eins packte die Schwarze Mamba nach 37.-Kf6 38.Txb6 Kg6! kurz und schmerzlos zu. Das Matt mit einem Bauern nach f5 ist nur durch ein Turmopfer zu verhindern.

(Fortsetzung folgt.)

[KL]