Unterfränkischer Schachverband e.V.
Bezirksverband des Bayerischen Schachbundes im Deutschen Schachbund e.V.
und Bayerischen Landessportverband

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UEM Blitzlichter #2 – Angriffsschach „de Luxe“

Dass es bei den UEM neben solchen wildromantischen Kurzangriffspartien wie gezeigt noch weitere Schätze zu heben gab, soll hier nicht unerwähnt bleiben. Andre Nicolas Heidel gelang in Runde 7 gegen den Aschaffenburger Luis Paeslack ein Meisterstück vom Feinsten.

Andre Nicolas Heidel bei der Siegerehrung mit Rang 2 in der M I. Er machte die diesjährigen Unterfränkischen Titelkämpfe hochspanned, indem er dem führenden Titelverteidiger Fabian Englert stets im Nacken lag, Foto: KL

Meisterklasse I: Luis Paeslack, ausgeruht und vor der Partie. Foto: Daniela Susallek

Luis spielt in einer slawischen Verteidigung mit 9.-a6 nicht die Hauptvariante, die es auf 10.e4 ermöglicht den Zentrumshebel 10.-c5 anzusetzen, sondern das passivere 9.-Le7, worauf die Partie durch 10.e4 Sb6 11.e5 Sfd5 12.Se4! zugunsten Weiß kippte.

Heidels tiefsinniger Angriffsplan kam mit 16.Sc5 (Räumung) unter Qualitätsopfer (19. Txc5) folgerichtig und wuchtig zur Geltung (drohend die Dame von e2 nach e4 zu ziehen), und zusammen mit der Leichtfigur eine Dame-Läufer-Batterie gegen den Schwarzen aufbauend, all seine Figuren schussbereit aufzustellen:

Jetzt lief es für den Heidel‘schen Einbruchsplan in die schwarze Stellung wie geschmiert: Brecheisen h4-h5, große Springerzange Sf3-h4.

Luis Paeslack wollte beschwichtigend noch die Damen tauschen, worauf sich Nicolas zurecht nicht einließ. Er reihte seine Dame hingegen furchteinflößend in den Rücken seiner beiden Mattwächter Läufer ein. Nach 30.Dh5! Th7 31.Lxh7 Tg4 (etwas zäher war hier Dg4) 32.Sg6+ gab Schwarz nicht zu früh auf. Ein Angriff aus einem Guss und mit Genuss, nachdem Schwarz mit nur einer vermeintlich leichten Eröffnungsabweichung seinen entscheidenden Partiefehler „beging“. Diese Partie erinnerte mich daher in ihrer Art an den klinisch einwandfreien Sieg Karpows gegen Korchnoi, der zweiten Partie des Kandidatenwettkampfes 1974 (aus Raymond Keene, Aktive Eröffnungsstrategie: Wissenschaftlich begründeter Angriff, Seite 15)

Der Sieg Heidels als wissenschaftlich begründetem Sieg stellt gewissermaßen genau das andere Extrem zum Thema des wildromantisch spekulativem Angriffs gegenüber. Beide Siege üben gleichermaßen eine faszinierende Wirkung auf den Betrachter aus.

[KL]