Unterfränkischer Schachverband e.V.
Bezirksverband des Bayerischen Schachbundes im Deutschen Schachbund e.V.
und Bayerischen Landessportverband

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UEM Schlagschatten #8 – The Sorcerer’s Apprentice – Zugzwang zum Unglück

Das Buch „Der Zauberlehrling“ des Russischen Weltmeisterschaftskandidaten David Bronstein ist eines der besten Schachwerke überhaupt, welches nun eine überarbeitete und erweiterte Neuauflage als „The Sorcerer’s Apprentice“ erfuhr. Es sollte in keinem Schachbücherregal fehlen. David Bronstein sprühte nur so vor Ideen und Spielwitz und hat viele signifikante Neuerungen eingebracht und wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung des Schachs gehabt.
Er ist neben Victor Kortschnoi wohl der berühmteste Schachspieler auf Weltmeisterniveau, der diesen Titel leider nie erreichte, und den er gegen Botwinnik 1951 im WM Kampf mit 12:12 aufgrund der geltenden Regelung für den Titelverteidiger bei Punktgleichheit, unglücklich verpasste.
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In der letzten Runde der Unterfränkischen Einzelmeisterschaften in Erlenbach bei Marktheidenfeld kam es zur Paarung Matthias Basel gegen Timo Helm.

Matthias Basel, laut Vereinskollege Martin Kwossek hat er gefühlt zum einhundertsiebenundvierzigsten Mal an der UEM teilgenommen 😉

In diesem heißblütigen Kampf zwischen dem Kitzinger und dem Bad Neustädter kam es im 60.Zug – gerade hatte der weiße König den schwarzen Springer auf a6 schlagen können – zu folgender Stellung:

Nun hätte 60.-g4 zum sofortigen Remis geklärt, da der schwarze König den Bauern g4 alsbald erobern kann. Dies, weil sich der Läufer um den Freibauern h4 kümmern muss, während sich der weiße König zu weit weg vom Geschehen befindet, um entscheidend eingreifen zu können.
Noch war nichts verloren – bis zum 63. Zug von Schwarz 63.-Kh8, der einer Fehleinschätzung im Endspiel zugrunde lag.

Wenn der Bauer g5 auf dem Brett fehlte, wäre 63.-Kh8 ein korrekter Remisweg, denn alle „Kinder vom Bodensee“ und auch Timo Helm kennen die Regel vom falschen Läufer, der das Umwandlungsfeld h8 seines Freibauern h3 nicht beherrscht und auf dem sich der gegnerische König mit Pattwitz verschanzen kann.
Ja, aber der Unterschied ist aber das zusätzliche Bäuerchen auf g5! Kleiner Unterschied, große Wirkung. Diesen Stoff für einen großen ZugZwangZauber bemerkte auch unser chess wizzard Matthias Basel…

Der Gewinnweg lautet deshalb nicht, Umwandlung des h3 Bauern auf h8, sondern auf g8!!
Dies wiederum lässt sich nur über schwarzen Zugzwang erreichen. Der große Zauberer Kf7 und sein Zauberlehrling (sein weiße Läufer Lg4) schafften das mit großem Hokuspokus 😉

Bemerkenswert wie Meister Basel hier den richtigen Schwitzkastenzug 68.Kf6! aus seinem Hut zauberte, denn der Fehltritt 68.Lg6? hätte nach g5-g4! den Sieg vergeben und die Stellung zum Remis verdorben: 68Lg6? 68.-g4! 69.hxg4 Kg5! (69.-h3?? Und erneut 70.Kf6! +-) 70.Lf5 h3!=
Die Varianten zeigen auf, wie schnell man hier vom weg abkommen kann. Höchste Konzentration und genaue Berechnung sind erforderlich.

Nach 69. -g4 beschwor der große Magier Matthias dann den Gewinn mit der für ihn korrekten Zauberformel:
Simsala
Bim
Basel!
A
Dusel?
A
Dim!

70.Le2 mit Fesselung und Zugzwang zum schwarzen Unglück!

(Falls anstelle 69.-g4 hier 69.-Kh6 folgen würde, gewinnt der Zauberlehrling mit 70.Lg6 g4 (wieder Zugzwang) 71.hg h3 72.g5#
Diese Variante ist das pittoreske Mattbild wert:

Und auch die letzte Falle des bekannten falschen Läufer Endspiels umschiffte der Kitzinger mittels 70.Le2 Kh6 71.hxg4! (71.Lxg4?? =) gekonnt.

Fotoimpressionen vom Letztrundenkampf:

Chesswizzard Basel – Zauberhafte Gewinnführung

Auch auf den Zuschauerrängen wird sowohl tief durchgerechnet & als auch tief durchgeatmet.

Erlenbach: Weintrauben in den Sonnenhängen, Zuschauertrauben in der Halle, (Traubensaft in der Küche)

Kurz vor dem entscheidenden Zugzwang zum Unglück

Die Hand zuckt – Der Sieg in Griffweite

Matthias Basel, UEM 2023: 5 Punkte aus 9 Partien = Titel des Unterfränkischen Meisters UM ( <=> Meister von Unterfranken)

KL

Quellen: