Unterfränkischer Schachverband e.V.
Bezirksverband des Bayerischen Schachbundes im Deutschen Schachbund e.V.
und Bayerischen Landessportverband

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UEM Streiflichter (#11) – Der Pferdeflüsterer

Andre Nicolas Heidel kommt bestens ausgestattet zu seinen Partien. Ein Farbtupfer bei den Unterfränkischen, wo er mit einer starken Leistung verdient Dritter der MI wurde.

Der frohgelaunte Aschaffenburger vertraut auf Obstiges, um sich für seine schwerblütigen Partien aufzupeppen, und für die nötige Energiezufuhr zu sorgen.

Best equipped Nicolas (Fotos K. Link )

Man schaue neben sein Brett: Reichlich (back-up) Bananen, eine tägliche Fruchtmischung gesunder Wasser- und Honigmelonenstückchen, dazu eine Apfelsaftschorle. Vielleicht fehlen im Angebot nur noch gesunde

aber das ist nur so eine subjektiv assoziative Meinung des Autors😉

Was mein Andre dazu?

Okay, er hat Humor! Leute mit Humor & Selbstironie sind mir eh die liebsten.

Aber nun zum S(ch)achlichen!

Bei Durchsicht der Heidelbeerenpartien fällt eine Anand-ähnliche Affinität und Behandlung für Springer auf. Er scheint ein Pferdeflüsterer zu sein. Gegen WFM Mariann Grineva waren seine Rösser möglicherweise „Let’s Dance“ entsprungen, so elegant, wie sie auf dem Brett umhertanzen. Die Springerpfade malen Geheimschriften aufs Tableau. Versucht er seine Signatur oder Initialen mit den schwarzen Rappen aufs Brett zu schreiben? Oder kündigt er mit dem „M“ schon ein bevorstehende Matt an?:

Grineva-Heidel nach 27.-Sg4, Beschreibt der Springer ein „M“

Nur vier Züge später… nach 31.-Sf7

Sie stoßen sich ab, sie ziehen sich an.

Nach 42.-Sf5 wird es beinahe unheimlich:

Immer noch sind beide Gäule auf dem Brett und wiehern vereint im Chor. Die Sprungpfade werden immer verworrener. Wie Kletten kleben die Brüder aneinander und man weiß gar nicht, was sie im Schilde führen?!?

Doch halt – im 46ten Zug fällt das erste Ross, jedoch nicht bevor es einen gegnerischen Turm mit Qualitätsgewinn beseitigten konnte. Tapferes Pferd! Was für eine Karriere!

Doch der Heidel‘sche Springinsfeld opfert sich im Sinne der guten Sache, denn nach 45.-Sxd4 46.cxd4 öffnete sich urplötzlich die Turmlinie nach h3, wo es gleich im Anschluss einschlug.

Auch der zweite Gaul fiel noch im weiteren Verlauf des Gefechts. Für ihn erhielt der Aschaffenburger ein mächtig zentrales Doppelfreibauernpaar, stark wie ein Vikings Schildwall.

Die Partie wurde letztlich von Andre Nicolas in großem Stil gewonnen.

Dass Andre ein gewiefter Pferdeflüsterer ist, und diese Kunst mustergültig beherrscht, zeigte er noch in weiteren Partien:

 

Roth-Heidel nach 40.-Sxh1!, dem Teufelsspringer

Roth-Heidel nach 40.-Sxh1!, dem Teufelsspringer

In Heidel-Kuhn kürte sich der weiße Springer zum Matchwinner:

Nach 37.Tfe1 Sxf4? (Ld4+ =) geschah:

38.Txe6 Dxe6 39.Dxc8+ Dxc8 und Se7+ mit Gabelung von König und Dame, 1:0.

So ist es auch nur allzu verständlich, dass Andre Nicolas Heidel sein Match gegen WGM Babiy nicht gewinnen konnte, zumal er hier gar einen Krakenspringer gegen sich hatte:

I’d like to be

Under the sea

In an octopus’s garden,

In the shade… (Ringo Starr)

UEM Partien auf : https://live.ufra-schach.de/2022/index.html

[KL]